Tag 4 auf dem Harzer Hexenstieg

Von Drei Annen Hohne nach Altenbrak

Endlich macht der Harzer Hexenstieg seinem Namen alle Ehre

Zahlen, Daten und Fakten

Länge der Wanderung: ca. 30km
Aufstieg: 450m
Abstieg:680m
Dauer der Wanderung: Ca. 9h mit Pausen
Start und Ziel:Ich bin mit der Harzer Schmalspurbahn zurück nach Drei Annen Hohne gefahren (Tipp: Ihr zahlt bis Schierke nur die Bahnkilometer, so zahlt man von Wernigerode bis Drei Annen Hohne knapp 10€)
Wegbeschaffenheit: meistens Forst- und Waldwege, einige schmale Trails und ganz wenig Asphalt
Highlights: Wasserfall Königshütte, Aussichtspavillion Hoher Kleef, Höhlenort Rübeland, Blick auf die Titan RT, Talsperre Wendefurth

Mit Volldampf in den neuen Tag

Nach einer erholsamen Nacht im Hostel verhieß der Wetterbericht für heute wieder nichts Gutes. Es waren wieder Gewitter angesagt und ich hatte schon dezent Panik, denn heute ist der längste Tag von allen. Über 30 km standen auf dem Plan und das mit Gewitter. Ich hoffe es kommt nicht so schlimm. Ich gehe erstmal frühstücken im Hostel und prüfe meine Verbindungen zurück nach Drei Annen Hohne. Ich kann sowohl Bus, als auch Brockenbahn fahren und die Ankunftszeit unterscheidet sich nur um 10 Minuten. Also fahre ich natürlich Brockenbahn.

Zurück am Bahnhof noch schnell beim Bäcker was leckeres für unterwegs besorgt und dann ins Servicebüro der Harzer Schmalspurbahn ein Ticket kaufen. Ich bin erstaunt über den günstigen Preis und erfahre, dass ich bis Schierke nur Bahnkilometer zahle. Mit 10€ bin ich also dabei und fahre mit der Brockenbahn zurück zum Start. Ich genieße die Fahrt zum Teil auf den Plattformen vor dem Wagon und nutze die Zeit auch um mich noch einmal mit der Route für heute vertraut zu machen.

Auf der Plattform zwischen den Waggons

In Drei Annen Hohne angekommen laufe ich zum Start. Und im Wanderführer steht schon, dass der Einstieg etwas kompliziert zu finden ist und ich finde ihn auch nicht auf Anhieb. Also starte ich mit einem kleinen Umweg in diesen Wandertag. Also wieder ein Stück zurück und nach rechts abgebogen auf den richtigen Weg. Ich tauche wieder in den Schutz des Waldes ein. Nach kurzer Zeit bekomme ich den Schreck des Lebens, ich weiß nicht was für ein Tier es ist, denn Fell ist keins mehr zu erkennen, aber angefressen sieht es auch nicht hübsch aus. Ich sehe zu, dass ich weiter komme.

Das erste Ziel ist Königshütte und somit auch der Königshütter Wasserfall Nr. 40. Der erste Stempel des Tages. Hier ist ein wunderschöner Pausenplatz. Und auch eine super Fotolokation und dafür nutze ich meine Pause ausgiebig. Ich gucke gen Himmel und denke mir es könnte bald das erste Gewitter geben. Ich hole schon einmal prophylaktisch meinen Poncho aus dem Rucksack und hänge ihn mit einem Karabiner griffbereit nach vorne.

Weiter geht’s eigentlich Richtung Ruine Königsburg. Ich kann sie auch schon sehen, aber Komoot ist der Meinung ich soll schön über den Asphalt auf der anderen Seite der Talsperre laufen. Ich könnte mir in den Hintern beißen, dass ich mich nicht auf mein Gefühl verlassen habe und den Schildern gefolgt bin. Naja egal, also geht’s auf der falschen Seite der Talsperre bis zur Trogfurther Brücke. So verpasse ich die Hexen-Stieg-Station „Thronkreis“. Und mir fehlt der Stempel Nr. 41 in meinem Heft. Naja muss ich noch einmal wiederkommen.

An der Trogfurther Brücke Nr.42 komme ich wieder auf die richtige Seite der Bode an und stempel noch schnell ins Heft. Na immerhin den Stempel nicht auch noch verfehlt und dank Brücke trockenen Fußes auf die andere Seite der Bode gekommen.

Weiter geht es Richtung Rübeland auf einer der Waldautobahnen und hier fühle ich mich wirklich wie auf einer, denn mich überholen einige Holzlaster und ich muss mich teilweise eng an die Felsen quetschen, dass es mit uns passt. Immerhin regnet es noch nicht. Der Regenponcho baumelt hin her vor meiner Brust. Ich komme immer weiter Richtung Rübeland, einem schönen Höhlenort. Auch hier laufe ich nicht ganz den originalen Weg und komme so von hinten an den hohen Kleef Nr. 88. Kurz davor hat Petrus aber keine Gnade mehr mit mir und ich bin froh, dass ich den Poncho nicht erst suchen muss. Riesige dicke Tropfen kommen vom Himmel und ich wäre in kürzester Zeit nass gewesen. Schnell laufe ich zum Pavillion um mich unterzustellen. Blöd ist nur, dass der Pavillion zu allen Seiten hin offen ist. Ich platziere mich genau in der Mitte und hoffe, dass der Regen schnell aufhört. Immerhin ist es in der Mitte trocken. Aber ich hörte schon das Donnergrollen in der Ferne. Mist verdammter, also wieder ausharren. Und laut Komoot sind es auch noch knapp 20km bis zum Hotel. Mir steigen Tränen in die Augen. Sollte ich hier wirklich aufgeben müssen oder schaffe ich es? Naja erstmal abwarten und das Regenradar checken. Auch wieder knapp 1,5 Stunden bis das Gewittergebiet abgezogen ist. Mir bleibt nichts anderes über als zu warten. Unten im Ort bilden sich riesige Pfützen und die Autos fahren im Schneckentempo. Es gießt wie aus Kübeln. Ich telefoniere mit meiner Mama und klage ihr meine Sorgen. Sie sagt ich solle erstmal ruhig bleiben und abwarten und es ist ja auch erst 13 Uhr. Das tue ich jetzt auch, Mamas sind doch einfach die Besten.

Der Wasserfall in Königshütte
Ein begossener Pudel kurz vor dem Verzweifeln
Ich lache mit der Sonne um die Wette

Ich gucke zur Sicherheit doch einmal in App und prüfe Busverbindungen. Mit gefühlt 5 mal umsteigen könnte ich es auch mit dem Bus nach Altenbrak schaffen aber aufgeben ist keine Option. Nach 45 Minuten ist das Gewitter vorbei und nach 1 Stunde tröpfelt es nur noch ganz leicht und ich mache mich auf den Weg in den Ort. Der Weg führt ziemlich steil nach unten. Und dank des Regens ist der Boden aufgeweicht und mit altem Laub plötzlich glatt wie Schmierseife. Es war so klar. Ich lande mitten im Matsch. Immerhin nicht schlimm und ich rutsche ganz elegant am Wanderstock runter. Bis auf eine matschige Hose und ein dreckiges Bein passiert mir nichts. Noch einmal Glück gehabt. Auch der Rucksack bleibt komplett sauber. In Rübeland angekommen gehe ich erstmal wieder zur Bode und mache zumindest das Bein grob sauber. Ja ich möchte beim Wandern keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, aber so matschig habe ich mich nicht wohlgefühlt. Wer Lust und mehr Zeit hat als ich sollte unbedingt eine der beiden Höhlen in Rübeland besuchen.

Etwas sauberer wandere ich weiter und muss jetzt auf der Straße weiter gehen, denn auch hier ist ein Stück des Weges wegen Felsrutsch gesperrt. Immerhin ist es nur ein kurzes Stück und schnell bin ich wieder auf sicherem Weg. Kurz vor Neuwerk sehe ich ein wunderschönes Wasserrad und muss dieses natürlich auch fotografieren. Ich laufe durch Neuwerk und finde diese Örtchen wirklich bezaubernd. Kurz bevor ich den Ort verlasse sitzt ein älterer Herr vor dem Haus und fragt mich wohin des Weges. Als ich ihm erzähle, dass ich nach Altenbrak möchte macht er große Augen. Das ist ja noch ein Stück, sagt er. Ich bin noch voller Motivation und sage das ist doch nur noch ein kleines Stück, zwei drittel des Weges habe ich ja schon fast geschafft. Ich tauche wieder in den Wald ein und finde eine Schutzhütte. Ich beschließe noch einmal kurz Pause zu machen, bevor es um die Wendefurther Talsperre umrum geht. Die Bäume sind so dicht gewachsen, dass ich leider kaum einen Blick auf die Titan oder das Wasserkraftwerk erhaschen kann.  Aber immerhin einmal sehe ich sie doch. Aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit entscheide ich mich dazu den ursprünglichen Weg zu verlassen und abzukürzen. Wie sich kurze Zeit später herausstellt keine gute Idee. Ich setze mich zum zweiten Mal auf den Hintern, diesmal ziemlich unsanft. Ich sitze heulend und fluchend im Wald. Das Steißbein tut mir verdammt weh. So ein Mist. Und alles nur wegen dem blöden Gewitter. Ich rappel mich wieder auf und es sind immer noch knapp 10km bis zum Hotel.

Am Talsperren Blick genieße ich noch einmal den Blick auf die Talsperre und stempel die Nr. 62 Talsperre Wendefurth in mein Heft. Mir kommen zwei junge Frauen entgegen und grüßen mich. Wie ich später erfahren habe, war es eine meiner Followerinnen bei Instagram. Ich habe mich ja sehr darüber gefreut, dass ich erkannt werde. Angesprochen hat sie mich nicht. Sie hat mir nur am Abend geschrieben, dass sie mir entgegengekommen ist.

Wasserrad bei Neuwerk
Talsperre Wendefurth

Ich steige hinab und überquere die Staumauer und laufe weiter in den Ort Wendefurth. Eigentlich sollte meine Tour hier enden, aber es war kein Zimmer zu bekommen. Deswegen habe ich mich an den Wanderführer gehalten und in Altenbrak nach einem Zimmer gesucht und Glück gehabt. Durch den Ort und auch noch eine ganze Zeit hinter dem Ort laufe ich auf Asphalt ich fluche. Aber es nützt nichts. Ich muss ans Ziel. Meine Laune und auch die Motivation sind auf dem Tiefpunkt, das Steißbein merke ich auch bei jedem Schritt. Ich laufe gefühlt um hundert Biegungen bis ich die ersten Häuser von Altenbrak entdecke und freue mich schon gleich bist du da. Aber nein, dieser Ort zieht sich wie Kaugummi. Ich treffe noch eine Gruppe junger Männer, die allerdings mit Zelt unterwegs sind und diese gerade aufbauen. Ich wünsche ihnen einen schönen Abend und gehe weiter Richtung Hotel. Endlich meldet sich Komoot und sagt ich soll über die Brücke. Ich traue mich kaum auf die Karte zu schauen, aber da stehen nur noch 500m auf dem Handy. Ich freue mich auf eine heiße Dusche und einfach nur aufs Bett. Ich bin stehend k.o.. Aber der Weg zum Waldhotel Altenbrak fordert mir noch einmal alles ab. Ich muss wieder steil bergauf. War irgendwie klar. Murphys Law. Am Hotel nehme ich den Schlüssel für mein Zimmer aus dem Schlüsselsafe gehe schnurstracks nach oben, schreibe Mama schnell eine Nachricht, dass ich angekommen bin und gehe nur noch heiß duschen.

Nach der Dusche wasche ich noch die doch dezent matschige Hose aus und hoffe, dass sie bis zum nächsten Morgen trocken ist. Auf meinem Kopfkissen liegt ein Willkommensschnaps, den gönne ich mir noch und dann fallen mir auch noch die Augen zu.

Heute gab es ganz viele Hexen am Weg

Fazit

Mein Bauchgefühl hat mich nicht getäuscht. Ich würde die Tour in Wendefurth enden lassen. Die Tour fordert einem viel ab und gerade das letzte Stück von Wendefurth nach Altenbrak ist zäh wie Kaugummi. Gut ich hatte jetzt auch noch Pech mit dem Wetter, aber die Länge ist schon nicht ohne zumal es einige Steigungen gibt. Gerade kurz vor Altenbrak ging es ein gutes Stück nochmal den Berg hoch. Am Stausee hätte ich mir gerne einen tollen Blick auf die Titan RT gewünscht, aber der blieb mir dank des dichten Laubes verwehrt. Das Hotel in Altenbrak war völlig ok. Auch das Abends niemand dort ist hat dem Komfort nicht geschadet. Ich habe wenig Gespräche geführt an diesem Tag und auch insgesamt wenig Wanderer getroffen, dabei ist dieser Abschnitt wirklich schön und sehr dicht bewaldet, was ich an anderen Tagen nicht so erlebt habe. Das ich mich nun zweimal auf den Hintern gesetzt habe passiert. Immerhin ist bis auf mein schmerzendes Steißbein nicht mehr passiert. Wer weiß, ob mich jemand gefunden hätte. Matschige Hosen und Beine kann man waschen, und andere geben dafür viel Geld aus. Unwetter auf dem Berg verursacht mir weiterhin Bauchschmerzen, aber ich bin froh, dass ich die Wolken richtig gedeutet hab. Das Wetter nach dem Unwetter war ein Traum und die Sonne hat mich noch einmal richtig verwöhnt. Doch es war ein toller Wandertag, auch wenn er mich viel Kraft gekostet hat.

Die Tour im Überblick

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